Un momento, spetta … denke ich während meines Galopps durch italienische Farb- und Kleidungsbezeichnungen, sehr generös – gleich drei Namen für die Farbe blau! Celeste, azzurro e blu – vom hellsten hellblau über kräftiges Himmelsblau bis zu dunkelblau – Himmel mit Meer, Himmel mit See, blaue Stunde … blau ist nicht gleich blau, da reicht es, einmal den Blick zu heben. Warum treffen nicht alle Sprachen diese genaue Unterscheidung? Wie viele Sprachen tun das überhaupt?
Nur 5 Prozent der Sprachen unterscheiden Grün und Blau
Auch das Russische unterscheidet zwischen hellblau (goluboj) und dunkelblau (sinij) und gehört damit zu den nur 5 % der Sprachen, die diese Unterscheidung machen. Auf Russisch und auf Italienisch muss man sich entscheiden, welches blau man sieht oder zu sehen meint. Tropische Sprecher müssen sich für Blautöne häufig ein Wort mit grün teilen. Wegen der hohen UV-Strahlung in Äquatornähe und der damit verbunden Schädigung des Auges kann nur etwa ein Viertel der Sprecher blau und grün überhaupt unterscheiden.
Celeste – Palazzo vor himmelblau, Suna, Lago MaggioreHimmelblau in Italien
Der Eingang zum Himmel liegt bekanntermaßen innerhalb Italiens. Zumindest befindet sich der Stuhl Petri im dortigen Vatikanstaat, sei er nun gerade besetzt oder temporär geräumt. Himmel – himmelblau, himmlisch – celeste. Diese geografische Tatsache muss erklären, warum das Italienische für himmelblau ein eigenes Wort besitzt. Im Deutschen setzen wir uns einfach eins zusammen.
Azzurro – Mittelblau oder das Blau Italiens
Azurblau azzurro, ein himmelblau oder mittelblau, ist historisch gesehen der italienischste aller Blautöne. Bei azzurro geht es allerdings nicht um den himmlischen Himmel, sondern einen irdischen wie den Himmel an einem heißen Sommertag in der Stadt, wenn man sich zur Geliebten wegwünscht, so wie in Paolo Contes Lied „Azzurro“, erstmals 1968 interpretiert von Adriano Celentano. Irdisch mit beiden Beinen auf dem Fußballfeld stehen die Azzurri, die italienische Fußballnationalmannschaft, auf deren Trikots die Farbe azzurro leuchtet. Die Farbwahl geht auf die Herrscherdynastie der Savoyer zurück, die das Königreich Italien von 1861 bis 1946 regierten und ihr Königreich 1720 auf den Besitz Sardiniens gegründet hatten.
Azzurro – kräftigblauer Himmel mit WäldchenDunkelblau – Und die interessanteste Stunde des Abends
Blu, der dunkelste der italienischen Blautöne, steht für mich für die blaue Stunde, die Zeit der Dämmerung zwischen Sonnenuntergang oder Aufgang und nächtlicher Dunkelheit. Dann verursacht das Ozon eine tiefblaue Färbung des klaren Himmels, was zu einem besonders intensiven Farbspiel führt.
“Azzurrrrooooooo …!” Das beste kommt zum Schluss – bitte kräftig mitsingen! Entweder in der klassischen Version Celentanos oder kraftvoll am Klavier mit Paolo Conte.
Azzurro
Text: Vito Pallovicini, Musik: Paolo Conte, Michele Virano
1. Cerco l’estate tutto l’anno
e all’improvviso eccola qua.
Lei è partita per le spiagge
e sono solo quassù in città,
sento fischiare sopra i tetti
un aeroplano che se ne va.
Refrain: Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me.
Mi accorgo di non avere più risorse, senza di te,
e allora io quasi quasi prendo il treno e vengo, vengo da te,
ma il treno dei desideri nei miei pensieri all’incontrario va.
2. Sembra quand’ero all’oratorio,
con tanto sole, tanti anni fa.
Quelle domeniche da solo
in un cortile, a passeggiar …
ora mi annoio più di allora,
neanche un prete per chiacchierar …
3. Cerco un po’ d’Africa in giardino,
tra l’oleandro e il baobab,
come facevo da bambino,
ma qui c’è gente, non si può più,
stanno innaffiando le tue rose,
non c’è il leone, chissà dov’è …