Neapel ist eine wahre Schatztruhe. Darum ging es ausführlich in meiner Liebeserklärung an Neapel. Unermesslich scheint nicht nur der in der Stadt versammelte Reichtum an antiken Kunstschätzen, sondern auch die Faszination, die diese auslösen. Die Fresken, Mosaiken und Statuen aus Pompeji sind wie ein Fenster in die römische Antike, die mit ein bisschen Fantasie lebendig wird. Am lebendigsten wird eine entfernte Epoche, wenn wir uns in ihr wieder erkennen können. Vielleicht üben deshalb erotische Darstellungen eine solche Faszination auf uns aus. In den Darstellungen vom Liebesakt, vertraut, intim, profan, erkennen wir uns wieder. In den dargestellten Satyren und Nymphen sind Lebenslust und Freude der frühen Europäer lebendig.
Reden oder Schweigen? Silber oder Gold? Ich übergebe nun das Wort an Ovid, der lebenserfahren, um keinen Rat verlegen und wortgewaltig der Sprache mächtig war. Was ich entdecke? Ich meine die Regeln des Spiels haben sich nicht grundlegend geändert … 😉
“Erst wird die Furt mit Worten geprüft; man schreibt dir auf fichtnen Täfelchen; wähle die Magd klug, die das Briefchen empfängt. Lies sie genau und entnimm aus der Art des Geschriebenen selber, ob nur erheuchelt sein Flehn, ob aus dem Herzen es kommt. Schreibe nach einiger Zeit ihm zurück. Es entflammt den Verliebten jeder Verzug noch mehr, währt er zu lange nur nicht. Weder versprich dich gleich zu gefällig dem flehenden Jüngling, noch in grausamem Ton schlag, was er bittet, ihm ab.” (Ovid: Liebeskunst)
„Man überstürze sich nicht, glaub mir, bei den Freuden der Venus! Nur gemach, Zug um Zug! Stufenweis‘ lock sie hervor!“ (Ovid: Liebeskunst)
„Spanne mir ja aber nicht zu mächtig die Segel! Sonst kommst du ihr zuvor, und auch sie fahre nicht schneller als du. Gleichzeitig eilet zum Ziel! Die Wollust ist erst dann vollkommen, wenn derselbe Moment beide besiegt und erlöst.” (Ovid: Liebeskunst)
„Kann man traun einer Kunst, die durch lange Übung mir wurde, nun so glaubt meinem Lied: treulich hält’s, was es verspricht. Aus dem innersten Mark spüre das Mädchen die Wollust, ganz gelöst, und das Glück beider sei völlig gleich groß.” (Ovid: Liebeskunst)
Die Aufnahmen stammen aus den Geheimen Kammern des Nationalen Archäologischen Museums in Neapel. Die Fresken, Malereien, Plastiken und erotischen Erinnerungsgegenstände stammen aus der römischen Antike und wurden meist in Pompeji gefunden. Die Sammlung galt im 19. Jahrhundert teilweise als pornografisch und war nur eingeschränkt zu besichtigen.