Mailand – Ein Montag für Kunst

Montags und Feiertag – keine guten Voraussetzungen für Museums- oder Galeriebesuche. Aber ich habe eine Riesenlust auf Stadt nach dieser Weihnachtszeit mit Familie und all den Schneetagen in den Bergen und stürze mich gern ins Getümmel – ein Tag für Kunst in Mailand geht immer. Die lombardische Metropole gilt vor allem als Mode und Design-Hotspot. Doch alle ohne Shopping-Budget oder nur Sehnsucht nach einem Kontrastprogramm kann ich beruhigen – Mailand bietet viel mehr als nur Designerläden und Outlets. Neben dem perfekten Shoppingtag ist ein Tag mit exquisitem Kunstgenuss genauso möglich. Ich habe mir an diesem Montag drei Stationen ausgewählt: den Dom mit Dach, den Kanal Naviglio Grande, auf dem neben vielem anderen auch der Marmor für den Dom nach Mailand transportiert wurde und die Andy-Warhol-Ausstellung im Palazzo Reale.

Mailänder Dom – meine Besichtigung

Keine Frage – wenn ich in Mailand bin, zieht es mich meist zum Dom. Auch am Dreikönigstag, in Italien Befana genannt, fahre ich zuerst zum Domplatz. Ich möchte endlich dessen Inneres sehen und auf sein Dach.

Mailand Domplatz
Mailand Domplatz

Trotz des gerade gefeierten Gottesdienstes zu Epiphanias strömen die Touristen zahlreich in die Kirche. Die Gemeinde vorm Altar erscheint winzig klein im riesigen, dunklen Inneren des Domes.

Gottesdienst zu Epiphania
Gottesdienst zu Epiphania

Langsam beginnt mir der Weihrauch in die Nase zu steigen. Ich flüchte wieder hinaus, um meine Besichtigung auf dem Dach fortzusetzen. Die 250 Stufen sind wider Erwarten nicht rutschig und ich muss nur mit dem mir entgegenkommenden absteigenden Besucherstrom zurecht kommen, aber die Treppe ist breit genug. Dann stehe ich auf dem unteren Rundgang.

Mailand Dom Rundgang
Mailand Dom Rundgang

Fakten zum Mailänder Dom

Der Mailänder Dom ist die drittgrößte Kirche der Welt. Damit zählen auch die Glasfenster zu den größten Kirchenfenstern.

Mailand Domfenster
Mailand Domfenster

Der Dom wurde 1572 von Karl Borromäus auf den Namen Santa Maria Nascente (Mariä Geburt) geweiht. Im 14. Jahrhundert hatte sein Bau begonnen, fertiggestellt wurde die jetzige Fassade erst von Napoleon. Die Bronzetüren stammen zum Teil sogar aus dem 20. Jahrhundert. An der fein ziselierten Fassade mit ihren 4.000 Statuen auf dem Dach wird fast immer rekonstruiert. Ich erklimme die letzte Treppe und stehe auf dem berühmten Dach.

Mailand Domterrasse
Mailand Domterrasse

Die 4.000 grazil wirkenden Statuen haben die Lebensgröße eines Menschen und scheinen prüfend oder segnend auf die Stadt zu blicken.

Statuen Domterrassen
Statuen Domterrassen

Sie erheben sich so zahlreich über dem mächtigen Dom als bräuchte die Stadt sie zur Beaufsichtigung, zur Besänftigung oder Segnung – je nachdem, was die stetig auf den Domplatz strömenden Menschen und ganz Mailand gerade benötigen. Ich habe definitiv Glück mit der Sicht – ein prächtiges Alpenpanorama zeichnet sich am Horizont ab. Die Nadel des neuen Unicredit-Sitzes ragt einsam in den Himmel. Nur ein Gebäude fällt mir ins Auge, dass das Missfallen der marmornen Prüfer erregen könnte und ich wünschte mir, dass hässliche Gebäude etwas weniger auffällig hässlich wären.

Mailand Domblick
Mailand Domblick
Mailand Skyline mit Unicredit
Mailand Skyline mit Unicredit

Auf dem Domplatz formiert sich der Zug der Drei Weisen aus dem Morgenland (Corteo die Re Magi), dem ich bequem von oben zusehen kann.

Navigli

Für das Mittagessen fahre ich zu meiner zweiten Station: dem Naviglio Grande, einem der noch erhaltenen mittelalterlichen Kanäle Mailands. Mailand war einst von einem ganzen Netz solcher Kanäle durchzogen, die als wichtige Transportwege dienten. So wurde einst der Marmor für den Mailänder Dom von der (noch heute bestehenden) Marmormine in Candoglia über die Tossa, den Lago Maggiore, den Tessin in die Nähe Mailands und dann über die Navigli in die Stadt transportiert.

Heute bietet der Bezirk Navigli neben einem lebendigen Nachtleben und Restaurants die besten Flohmärkte der Stadt. Ich schlendere ein wenig herum, dann taucht ein Boot mit einer riesigen italienischen Fahne auf.

Mailand Naviglio Grande mit Boot
Mailand Naviglio Grande mit Boot

Dann lasse ich mich in einer Pizzeria nieder und bin plötzlich in einer neapolitanischen Enklave, mit Vesuv, Totò, SSC Neapel und Maradona. Guten Appetit!

Palazzo Reale

Mailand Palazzo Reale
Mailand Palazzo Reale

Zurück auf dem Domplatz am Nachmittag. Vor dem Palazzo Reale hat sich eine merkliche Schlange gebildet. Es ist aber „nur“ die Jackson Pollock Ausstellung betroffen. Die Amerikaner sind stark in dieser Ausstellungssaison in Mailand. Auf Andy Warhol muss ich nicht lange warten. Nach drei Stunden mit Audioguide und zahlreichen Mailänder Familien in der Ausstellung hat sich der Nachmittag für mich, die ich keine Ahnung hatte von Warhol, seinem Werdegang und seinen Motivationen hatte, gelohnt. Müde und zufrieden fahre ich nach Hause.

Tipps und Apps

  • Mein Tipp für die Domterrassen: Am besten gleich links um die Ecke vom Ausgang ein Ticket (7 Euro, Aufstieg zu Fuß, 12 Euro mit Fahrstuhl) kaufen. So lässt sich eine Wartezeit am eigentlichen Eingang zu Treppe und Fahrstuhl, der sich (Dom im Rücken) rechts herum, auf der Seite der Galleria Vittorio Emanuele II. befindet, vermeiden.
  • Website Palazzo Reale (ital., mit Link zu den laufenden Ausstellungen „Mostre in corso“)
  • ÖV in Mailand Website ital., Website eng. (Streckenplan als pdf unten auf der Seite)
  • Navigli als App (kostenlos, nur ital.) Mein Tipp: der Eventkalender unter „Vivere“ App für iPhone und iPad und App für Android
  • App der Mailänder Museen (kostenlos, auch auf deutsch) für Android und iTunes
  • Stadtführer Mailand App (kostenlos, Sprachen: ital., eng., span.) für iTunes und für Android
  • Montags geöffnete Museen und Gärten in Mailand: Palazzo Reale (Kunst), Pinacoteca & Biblioteca Ambrosiana (Manuskripte, Gemälde u.a. Caravaggio), Botanischer Garten (Orto Botanico), einige (wenige) Galerien mit zeitgenössischer Kunst – auf StART Milano unbedingt nachsehen, welche das sind

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Kategorien Kultur Lombardei Reisen Städtereise

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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