Fit für die Expo 2015 in Mailand

Seit 1. Mai und noch bis 31. Oktober 2015 widmen sich die 145 teilnehmenden Nationen dem Thema „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ auf der Expo in Mailand. Von den Herausforderungen einer zukünftigen Ernährung für alle bis hin zu Traditionen und Genuss werden auch (oder vor allem?) angenehme Seiten zum Thema beleuchtet. Was bietet die Expo 2015 in Mailand? Lohnt sich ein Besuch? Alles Wissenswerte über Anreise, Ticketkauf, Öffnungszeiten und Programm – fit für die Expo in Mailand in 1.300 Wörtern oder 5 Minuten.

Expo mit anspruchsvollem Thema: Platz für Visionen oder eitle Show?

Nutrire il pianeta, energia per la vita“, “Den Planeten ernähren, Energie für das Leben”. Kann eine Weltausstellung diesem anspruchsvollen Thema gerecht werden? Es handelt sich immerhin um eine der ältesten und drängendsten Fragen, die die Menschheit für die Zukunft lösen muss. Die Formulierung bezieht die Erde und alle ihre Bewohner ein, und eben nicht nur seine 7,3 Milliarden menschlichen Bewohner.

Das Thema sollte ursprünglich in einem ganzheitlichen, für Weltausstellungen revolutionären Konzept umgesetzt werden. Die Entwickler des Masterplans um Stefano Boeri, William McDonough („cradle to cradle“) und Jacques Herzog planten ein Experiment: den radikalen Bruch mit inhaltsleeren, aufgeblasenen Nationenpavillons der jüngsten Weltausstellungen. Ihre Idee einer Zukunftsfragen zugewandten, inhaltsbezogenen Weltausstellung machte ein in römisch-antiker Stadtplanung gründendes Gitter aus schmalen Feldern und mit zwei Hauptachsen zur Grundlage. Diese Felder hätten die Nationen zum „Bestellen ihrer Ideen“ zur Verfügung gehabt. Ohne viel Platz für eitle Pavillons inklusive unvermeidlichem Rückbau oder ehrlicher: Verschwendung.

„Instead we wanted to oblige every participant to channel all their pride into their contribution to the Expo’s theme of “Feeding the planet”: addressing the important topics of food production, agriculture, water, ecology etc. The content of the exhibitions should make the countries look different, not the size of their pavilions.” (Quelle)

Da sage jemand revolutionäre Ideen gäbe es nicht. Woran man die erkennt? Daran, dass es zu ihrer Verwirklichung irgendwie nicht kommt. Warum? Jacques Herzogs Antwort: Obwohl die Organisatoren der Expo die Ideen des Masterplans unterstützten, habe ihnen Mut und Macht gefehlt, ihre eigenen Organisationen sowie die verantwortlichen Politiker zu überzeugen. Am Ende habe es niemanden gegeben, der den teilnehmenden Ländern ihre Show hätte ausreden und sie zu einer inhaltsbezogenen Herangehensweise bewegen können. Die Entwickler des Masterplans beendeten ihre Kooperation mit dem Team der Expo im Jahr 2011.

Hohe Erwartungen & Kritik an der Expo 2015 in Mailand

Während die einen die Weltausstellung als Treffpunkt der Welt und erstklassiges Event schätzen, kritisieren andere, dass es bei den jüngsten Weltausstellungen nur darum gegangen sei, mit einer großen Show möglichst viele Besucher anzuziehen. Das mag aus Sicht touristischer Destinationen legitim sein. Bei Besuchern, die mehr erwarten als exzentrische Pavillons und Messegeschenke, könnte sich angesichts des Destinationenmarketings zum Thema ein Gefühl der Leere ausbreiten. Im äußersten Fall gar Ärger angesichts der Verschwendung von Ressourcen aufsteigen. Es grenzt an einen dem Planeten zynisch entgegengestreckten Mittelfinger angesichts Ressourcenknappheit beim Thema Ernährung auf Materialverschwendung zu setzen.

Als im Jahr 2014 dann um die Auftragsvergabe für die Expo ein Korruptionsring mit Verbindungen der Expoverantwortlichen zur organisierten Kriminalität aufflog, sahen sich die Kritiker zu Recht bestätigt. Ich spare mir an dieser Stelle die harschen, expliziten Worte einer älteren Italienerin, die sich auf unserer Fahrt zur Mailänder Oper vorbei am zukünftigen Expo-Gelände wütend äußerte: Man hätte die Landschaft mit Autobahnen, Straßen und Neubauten zubetoniert und dabei kriminellsten Organisationen in die Hände gespielt. Wenn sogar Papst Franziskus fragt, wo auf der Expo die Gesichter der Hungernden seien, wird auch dem Letzten klar: Die Expo wird keinen echten Beitrag zur Lösung der zukünftigen Ernährung des Planeten leisten.

Die Frage ist, ob eine Leistungsschau, die von Konzernen wie Coca-Cola, McDonald‘s und Nestlé unterstützt wird und von der sich die teilnehmenden Länder steigende Touristenzahlen und Italien die Erlösung aus seinem Stimmungstief erhofft, für Lösungen überhaupt geeignet ist. Die meisten Partner und Sponsoren der Expo sind Teil des Problems und nicht der Lösung, so die Kritiker der Expo. Nicht Lebensmittelknappheit ist die Ursache für Hunger, sondern Raubbau an der Natur, die Folgen des Klimawandels, Kriege, Nahrungsmittelspekulation an der Börse und der wachsende Einfluss großer Konzerne auf die Nahrungsmittelproduktion.

Warum sich der Besuch der Expo in Mailand doch lohnen könnte

Also doch Revolution? Ich meine, die könnte schon im Gange sein und teilweise in Italien begonnen haben. Eine langsame Graswurzelbewegung begründet auf den Prinzipien des guten Geschmacks: Slow Food. Zu wissen, was man isst, traditionelles Essen und alte Sorten zu schützen und die Vielfalt der Nahrung zu erhalten hat sich Slow Food vorgenommen. Der Pavillon von Slow Food wurde von den Architekten des ursprünglichen Masterplans gestaltet und bietet einen Einblick in deren Vision für die gesamte Expo. Die Holzstrukturen des Pavillons werden nach der Expo in Schulgärten in ganz Italien weiter genutzt.

Auch im deutschen Pavillon werden Antworten gegeben: Zwei der Themenbotschafter sind eine Stadtimkerin aus Berlin und ein Obstbauer aus Niedersachsen, der Hunderte alter Apfelsorten kultiviert.

Eine weitere Graswurzelbewegung, an der sich jede von uns beteiligen kann oder schon beteiligt, ist Teil der Lösung: fairer Handel. Was als Bewegung der Jutebeutelträger in den 1960er Jahren begann, ermöglicht heute weltweit 1,4 Millionen Landwirten ein gutes Auskommen und Einkommen. Mit 50.000 ehrenamtlich Engagierten ist die Fairer-Handel-Bewegung die größte entwicklungspolitische Bewegung in Deutschland. Der Dachverband Fairtrade International ist auf der Expo Mailand im Cluster Kakao vertreten.

Fit für den Besuch auf der Expo 2015 in Mailand

Von Anreise über Tickets, Öffnungszeiten und Programm – wichtiges Wissen für den Besuch der Expo 2015.

Anreise

Das Gelände der Expo 2015 liegt im Nordwesten von Mailand zwischen der Gemeinde Rho, dem Messezentrum Rho und dem Autobahnkreuz.

Anreise mit dem Zug

Die Haltestelle des Metronetzes heißt Rho-Fiera und ist in etwa 20 Minuten vom Zentrum Mailands aus zu erreichen. Die S-Bahnen S5, S6 und S14 (von Rogoredo) halten in Rho-Fiera. Von Monza, Regno oder Como aus ist Rho-Fiera mit der S11 erreichbar. Die Regionalzüge aus Arona, Domodossola, Varese und Turin sowie die Hochgeschwindigkeitszüge Frecciarossa und Frecciabianca halten während der Expo in Rho-Fiera. Der Halt des Frecciarossa erfolgt an der neuen Station Porta Ovest, über die man Zugang zur Metrostation Rho-Fiera hat.

Im Mailänder Stadtnetz kostet eine Fahrkarte (Hin- und Rückfahrt) nach Rho-Fiera fünf Euro. Ein Tagesticket für das Stadtnetz kostet acht Euro. Beide sind an den Fahrkartenautomaten (ATM) erhältlich.

Aus Deutschland kommend halten die Züge Nightjet nach Mailand (Start z. B. in München) in Rho-Fiera.

Anreise mit dem Zug aus der Schweiz

Die Anreise aus der Schweiz kann bequem mit dem Zug erfolgen. Die Züge der SBB verkehren zu solchen Zeiten, dass theoretisch Tagesausflüge möglich wären. Die Anfahrtszeit aus Basel, Zürich, Luzern und Chur beträgt 4 Stunden, aus Lausanne und Bern etwa drei Stunden, aus Bellinzona zwei Stunden und aus Lugano 1 Stunde und 15 Minuten. Die Züge der Verbindungen über den Simplon (Genf-Lausanne-Brig-Milano oder Basel-Bern-Brig-Milano) halten während der Expo 2015 am Veranstaltungsort und Bahnhof Rho-Fiera, von dort aus ist das Expo-Gelände nur 200 Meter entfernt.

Anreise mit dem Auto

Wer mit dem Auto anreisen möchte, hat vier Parkplätze zur Verfügung: (1) Merlata (Eingang Merlata Sud), (2) Arese (kostenloser Shuttle zum/vom Eingang Roserio Est), (3) Fiera Milano (kostenloser Shuttle zum/vom Eingang Fiorenza Ovest, (4) Trenno (kostenloser Shuttle zum/vom Eingang Roserio Est. Parktickets sind über die Website DB-Arriva buchbar. Die Suche nach einem Parkplatz vor Ort kann Geduld erfordern.

Tickets

Eintrittskarten für die Expo 2015 in Mailand sind auf der Website erhältlich. (Abends nach 17.00 Uhr kostet der Eintritt nur noch 5 Euro.)

Öffnungszeiten

Die Weltausstellung in Mailand ist seit 1. Mai und noch bis 31. Oktober täglich von 10.00 bis 23.00 Uhr geöffnet.

Programm

Das jeden Tag stattfindende Tagesprogramm der Expo bietet unter anderem eine Kochshow, die Maskottchen-Parade (zweimal täglich), Aktivitäten für die Kinder, ein abendliches DJ-Set und den Aperitif.

Jede der teilnehmenden Nationen stellt sich an einem Nationentag vor, Deutschland tut dies am 18. Juni mit einem Kulturprogramm deutscher Künstler. Im deutschen Pavillon stellen sich die Bundesländer jeweils eine Woche vor (Veranstaltungen im deutschen Pavillon).

Nützliche Links zum Thema

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Kategorien Lombardei Reisen Städtereise

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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