Kurz hinter dem Gotthard erreicht man den zweitgrößten italienischen See Lago Maggiore, deutsch Langensee. Am Seeufer stehen mächtige Magnolienbäume, in üppigen Gärten blühen Kamelien und Azaleen in allen vorstellbaren Rot- und Rosatönen. Diese exotische Pracht in subalpinem Klima ist möglich, weil der See mit seiner Fläche von 212 m² und 66 km Länge als Wärmespeicher dient und Temperaturschwankungen ausgleicht. Schriftsteller wie Stendhal und Hemingway verewigten die Landschaft aus Bergsee, Tälern und schneebedeckten Gipfeln in ihren Werken. Nach dem Bau der befestigten Passstraße durch Napoleon 1805 kamen erst dessen Artillerie und später englische Adlige zu Erholung an den Lago Maggiore. Ihnen folgten Literaten und Künstler, die den See mit ihren Schwärmereien populär machten. In den 1950er Jahren rollten die Besucher aus Wirtschaftswunderdeutschland im eigenen Auto scharenweise an den schnell erreichbaren See.
Einmal sollte man auch heute an den Lago Maggiore fahren, zumindest, um dessen einzigartige Kleinode, die Borromäischen Inseln, zu besuchen. Die Inseln gehören seit dem 12. Jahrhundert der Familie Borromeo, die auf ihnen bezaubernde Gärten, Paläste und ein Fischerdorf errichtete und glamouröse Feste gab. Auch Napoleon hat schon im Renaissance-Palast auf der Isola Madre übernachtet.
Wirklich wertschätzen wird die Landschaft am Lago Maggiore aber nur, wer durch die umliegenden Bergdörfer streift oder Wanderungen in den angrenzenden Bergen unternimmt. Dann öffnet sich die Landschaft dem Blick, an wolkenverhangenen Tagen bekommt man doch Sonne und fühlt sich frei.