Mein erster Gedanke ist: Das Vulkanische ist schon länger her – eher sanft erscheinen mir die Hügel, die sich inselgleich aus der Ebene erheben. Der Hügel endet bei 600 Metern, dann beginnt der Berg. Es sind genau 99 Hügel und eben ein Berg, alle haben einen Namen. Die Hügelkette ist vulkanischen Ursprungs und liegt südwestlich von Padua in der Poebene. Zwei positive Effekte sind unbestritten: der mineralreiche Boden (Weinbau!) und die Heizung im Untergrund – durch geothermische Aktivität (Wassertemperatur zwischen 80 und 85 °C). Jeder Ort hier trägt gefühlt Terme im Namen. Vor mir liegt eine Landschaft, ganz dem persönlichen Wohlbefinden verschrieben.
Abano Terme – Die Hauptstadt der Thermalbäder
Ich blicke auf die Landschaft, die Hügel und die Hotels und bin – irritiert, denn ich erwarte – Meer. Ein Trugschluss – hier kommt das Wasser aus der Erde! Sanus per aquam (lat. Gesund durch Wasser). Jedes der 120 Hotels in Abano Terme besitzt eine eigene Thermalquelle. Ich bin in der größten Thermalstadt der Welt. Abano, der Name stammt von à ponos (griech.) und bedeutet vom Schmerz befreit.
Die Euganeischen Hügel sind Ursprungsort des Fango. Bitte, was ist Fango? Kurz gesagt: vulkanischer Heilschlamm. Die Langversion: der ursprüngliche, organische Fango besteht aus Thermalwasser, Fangoschlamm (Lehm aus Aluminiumsilikat), Algen und Mikroorganismen, die der Mischung zugesetzt werden und dann reifen müssen. Die Thermalquellen hier haben mit etwa 80 Grad die perfekte Temperatur für die Reifung. Kompliziert? Weltreiche entstehen durch gute Ideen! Schon römische Legionäre kannten die Wirkung des Heilschlamms. Sie wussten, was ihren Gliedern gut tut.
Arquà Petrarca – ein Dichter, sein Garten und seine Katze
Arquà ist ein wunderschönes Dörfchen, das schon von den mythischen Euganeern besiedelt war. Da Francesco Petrarca sich hier am Ende seines Lebens zur Ruhe setzte, trägt der Ort ihm zu Ehren dessen Namen. Petrarca war Dichter, Poet und Diplomat und begründete den Humanismus der Renaissance mit, der an das positive Potenzial des Menschen glaubte und auf Bildung und Persönlichkeitsentfaltung setzte. Zeitlebens war er von der Begegnung mit einer Frau inspiriert.
Das Petrarca-Haus in Arquà ist einer der ersten venezianischen Villen und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Beschützt wurden Garten und Bücher des Dichters von einer Katze. Entgegen der Behauptung in der Inschrift handelt es sich bei der mumifizierten Katze im Haus nicht um die Petrarcas, sondern die eines Nachbesitzers aus dem 17. Jahrhundert. Oder einfach ein Beweis, dass die Verehrung der Katze nicht mit dem Internet begann.
Este und Monselice
Der Name Este hat einen positiven Klang, Mitglieder dieser Adelsfamilie waren große Mäzene in der Renaissance, ich erinnere mich an Mantua. In der Stadt Este entdecken wir eine beeindruckende, goldregengeschmückte Stadtmauer – und es beginnt zu regnen.
In Monselice besuchen wir das Heiligtum der sieben Kirchen, die den Hauptkirchen Roms gleichgestellt waren und die gleichen Ablässe nach sich zogen. Vom Hügel hat man einen weiten Ausblick auf das Umland. Im September hält Monselice einen mittelalterlichen Reiterwettkampf ab, den Palio.
Einmal Labyrinth, bitte – Barockgarten der Villa Barbarigo in Valsanzibio
Die Venezianer sind die Weltmeister im Feiern. Die Stadt zehrt noch heute vom Einfallsreichtum und der Feierwut ihrer Einwohner (Karneval!). Was die Venezianer nicht hatten waren Platz und Gärten, Platz für Gärten. So reisten sie auf ihren Booten ins Umland von Villa zu Villa, von Bankett zu Bankett. Beliebter Anlaufpunkt war die Villa der Familie Barbarigo mit ihrem meditativen und symbolreichen Garten. Die grüne Oase lud zum Nachsinnen über das Leben ein. Das Labyrinth zum Suchen des richtigen Weges.
Tipps und Links
Die Euganeischen Hügel sind einzigartig, ihr vulkanischer Reichtum heilend und lindernd. Die Thermalbäder bieten neben Fangokuren auch moderne Spalandschaften, köstliche Weine und eine gute Küche. Auch wer sich bewegen möchte, findet mit dem Wanderwegenetz und dem Fahrradrundweg Möglichkeiten, die Landschaft zu erkunden.
- Euganeische Thermen
- Der Naturpark Euganeische Hügel
- Rundweg Euganeische Hügel
- Der Garten bei Valsanzibio (deutsch) oder Website des Garten Valsanzibio (italienisch)
- Padua Tourismus (deutsch)
Offenlegung: Zu den geschilderten Einsichten in die venezianische Lebensart hat mir eine Einladung der Stadt und Provinz Padua #visitpadua verholfen. Die Initiative hierzu lag bei Gian von Italia Blogtour. Herzlichen Dank dafür. Ich hatte diese Nachhilfe nötig – das hier Geschilderte ist jedoch ganz meine eigene Meinung. Alle Berichte zur #EduPadua Blogtour findet Ihr unter #EduPadua auf ItaliaBlogtour.