Es wird Frühling! Die Herzen öffnen sich. Wer etwas in seinem Leben ändern will, dem empfehlen Veränderungsexperten den Frühling als Startzeit zu wählen. Denn dann lädt sich alles mit neuer Energie auf. Der Frühling ist Anfang und Hoffnung. Genau deshalb treffen sich jedes Jahr am 21. März an vielen Orten in ganz Italien die Menschen, um der unschuldigen Mafiaopfer zu gedenken – in diesem Jahr zum achtzehnten Mal. Initiiert wurde diese Tradition von Libera – Associazioni, nomi e numeri contro le mafie, der Anti-Mafia-Bewegung gegründet von Don Luigi Ciotto. Wir treffen uns in Intra, am Fähranleger auf der Piazza Flaim.
Dann beginnt unsere Demonstration, ein weitgehend schweigender Marsch, nur unterbrochen vom eindringlichen Skandieren einzelner Namen. Ganze Familien wandern durch Intra und Pallanza. Viele junge Leute sind dabei, aber auch ältere. Viele tragen die Fahne von Libera.
Unser Marsch endet auf der Piazza Ranzoni. Von hier aus wird die Provinz verwaltet, deren Hauptstadt Verbania seit 1992 ist. Auf der Bühne ein Gitarrenspieler. Jetzt beginnt das Verlesen der Namen aller über 800 Mafiaopfer. Über 40 Menschen verlesen die Namen der Opfer. Ein Ritual. Vielleicht braucht es auch Rituale, um eine Kultur der Antistaatlichkeit aufzulösen.