Was ist Heimat für mich? Was bedeutet mir diese Heimat? Wie unterscheiden sich Heimat und zu Hause? Kindheit, Ausbildung, Alltag, eigene Familie haben für mich jeweils einen neuen Ort. Trotzdem bin ich nie ohne Zuhause. Ohne zu Hause hieße ohne Dach über dem Kopf zu sein. Ohne Heimat, ganz heimatlos zu sein ist unmöglich. Für mich ist klar: Heimat und zu Hause existieren unabhängig voneinander. Mein zu Hause ist geografisch so mobil wie ich selbst. Zu Hause bin ich immer dort, wo ich lebe, liebe, lerne und arbeite, die Sprache spreche. Theoretisch könnte ich jederzeit umziehen. (Praktisch ist es eine große Investition – vor allem an Zeit.) Dabei nehme ich, egal wo ich zu Hause bin, meine Heimat mit. Sie ist Teil meiner persönlichen DNA, reist immer im Handgepäck, ist unaufgebbar, unverlierbar.
Zu Hause
Mein zu Hause richte ich mir ein: Geschirr, Möbel vielleicht, Bett, Tisch, Stühle – alles schnell gekauft, hingestellt. Zu Hause kann geografisch gesehen überall sein. Zu Hause ist dort, wo das aktuelle Leben ist, der Lebenspartner, die eigene Familie, der Lebensmittelpunkt. Zu Hause kann auch in einer neuen Sprache stattfinden, in einem Klima, in dem die Hauskatze Eidechsen bringt und keine Mäuse, es keine Verwendung für das Wort Nieselregen gibt oder Brombeeren immer süß schmecken, weil sie genug Sonne bekommen.
Heimat
Die Heimat wird mir eingerichtet. Ich erwerbe sie dort, wo mein Elternhaus und mein Großelternhaus sind. Dort wo ich meine Kindheitssommer verbringe, unbeschwert über die Stoppelfelder laufe, schnell Freunde finde und wieder aus den Augen verliere. Dort, wo ich wie ein Kind heule, laut und unnachgiebig. Dort wo ich lerne mich durchzusetzen, wo ich die Namen der heimatlichen Pflanzen in der Schule lernen muss und danach nie wieder vergesse.
Ich bin ein Ostseekind, unverkennbar. Der Beweis? Für mich ist der Ostseestrand der beste überhaupt, da kommen auch all die ungesehenen Südseestrände nicht mit, denn sie sind in der Fremde. An der Ostsee weht immer eine frische Brise, angenehm auch im Hochsommer.
Dünen, Seepromenaden mit Heckenrosen, deren Samen „Juckpulver“(!) haben wir uns als Kinder – der jeweiligen Verliererin des Wettrennens – auf den Rücken gerieben.
Dank euch, all ihr Lehrerinnen, die ihr uns Ostseekinder belehrt habt. (Belehrung: Aussprechen von Verboten mit Erklärungen und Warnungen an die Kinder vor einem Schulausflug) Wir würden nie auf die Idee kommen, wild die Dünen zu überqueren, weil ihr uns eindringlich erklärt habt, wozu Küstenschutz gut ist. Dank euch werde ich nie die Sogwirkung der Buhnen ausprobieren, indem ich nah an sie heranschwimme und werde deshalb nie in der Ostsee ertrinken.
In meiner Heimat stört kein Relief den Blick und der Himmel ist weit 😉
Dieser Beitrag ist ein Teil der Blogparade Was ist eure Heimat von Katja Wenk. Vielen Dank, Katja, für das schöne Thema.