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Lesen wie die Italiener – Schnell Italienisch lesen lernen

Hat man nach einigen Monaten des Italienischlernens Selbstvertrauen gewonnen, stürzt man sich am besten in das reale Getümmel der italienischen Presse. Die Vorteile: eigene Themenwahl, damit keine Langeweile aufkommt, gleich live in Italien dabei sein zu können und zu wissen, was in Italien passiert und wie es diskutiert wird.Als Nachteil ließe sich nennen, dass man mit vielen unbekannten Wörtern konfrontiert ist – wenn man das reale Leben als Nachteil bezeichnen will! Mich erinnert es an das Klettern: Wer nicht über seinem Limit klettert und damit vielleicht einen kontrollierten Sturz riskiert, kann sich technisch nicht verbessern. Gewusst wie kommt hier meine praktische Anleitung für eine erfolgreiche Zeitungslektüre!

Es geht mir dabei um das Lesen eines Textes in einer Zeitung oder Zeitschrift, nicht eines ganzen Buches (das ist ein anderes zu empfehlendes Unterfangen!) und auch nicht um die Lektüre von Lehrbuchtexten. Nein, gehe zur Gazzetta dello Sport oder zur Repubblica, L’Espresso und schaue, was gerade in Italien (oder wo Du willst) diskutiert wird.

Ich persönlich möchte interessante Texte lesen, auch in der Sprache, die ich gerade lerne und deshalb noch nicht so gut verstehe. Beim Lesen möchte ich möglichst (fast) ohne ein Wörterbuch auskommen und trotzdem den Inhalt verstehen. (Manchmal habe ich einfach kein Wörterbuch dabei oder mag es nicht ständig verwenden, weil es den Lesefluss unterbricht.) Oder es kommt vor, dass ich zu schnell aufgebe, weil ich nicht alle Wörter im Text verstehe.

Meine Lösung ist das bewusste Anwenden verschiedener Lesetechniken. Wie funktioniert das? Ganz einfach: Ich teile das Lesen in verschiedene Schritte auf, während derer ich die jeweils passende Lesetechnik verwende. Ich probiere das hier gleich einmal aus.

Die Textwahl

L'Espresso 20. April 2013 - Orientierendes Lesen
Orientierendes Lesen

Ob als Zeitschrift klassisch oder online – zuerst wähle ich eine Publikation meines Vertrauens. Neulich gerade bin ich auf L‘Espresso, eine Zeitschrift ähnlich dem Spiegel, aus dem Hause Repubblica aufmerksam geworden und nehme diese heute als Quelle. Ich kann sowohl das Magazin lesen als auch die Website besuchen. Online und mit dem Computer habe ich mehr Möglichkeiten mit dem Text zu spielen, das hat allerdings mehr von Lernen und Arbeit. Für die Wahl des Artikels wende ich orientierendes Lesen an, das heißt, ich achte auf Überschrift, Zwischenüberschriften und Bilder, um einen Überblick über Thema und Inhalt des Textes zu bekommen. Auf der Website von L’Espresso werde ich am Ende der Seite auf eine Dame im Krokodilmaul aufmerksam und beschließe, mir anzuschauen, worum es in diesem Artikel geht.

 

 

 

 

Die Entscheidung für den Text

Un ministro piccolo piccolo - l’Espresso
Artikel – l’Espresso

Cinema, Un ministro, piccolo, piccolo, „Sesso e potere, Debollezza e ambizione. La crisi della politica vista dal regista francese […]“. Es geht natürlich weder um ein Krokodil noch um Sex allein, sondern der Artikel ist die Rezension eines Kinofilms des französischen Regisseurs Martin Schoeller. Dame und Krokodil, Anfangsbild im Film, sind aus einem Traum … Aha, ich mag Kino, das französische auch und Herrn Schoeler kenne ich bisher noch nicht. Das spricht alles für die Lektüre des Artikels. „Un film politico“, „la potera isola“, „perché questo è un film adrenalinico“ – ein spannender, politischer Film. Es geht um die Macht eines Menschen mit Macht, und was mit ihm dadurch passiert. Das klingt interessant. Ich beschließe, den Artikel ganz zu lesen. Beim (gerade erfolgten) kursorischen Lesen habe ich schon Teile des Fließtextes mit verarbeitet. Habe die Einleitung, einige der ersten Sätze der Absätze gelesen und im Text nach Schlüsselwörtern gesucht, um mich für diesen Artikel zu entscheiden.

 

 

 

Der neue (wichtige) Zwischenschritt

Um nicht gleich den ganzen Artikel lesen zu müssen und in Gefahr zu laufen, nach einigen unbekannten Wörtern und damit unverstandenen Sätzen aufzugeben, füge ich an dieser Stelle einen Zwischenschritt ein. Dafür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Mein Artikel Un ministro piccolo, piccolo hat neun Absätze – noch ohne Zwischenüberschriften. Daher erscheint es mir sinnvoll, jedem Absatz eine Überschrift zu geben.

Der Text als Material und Aufgabe
Der Text als Material und Aufgabe

Dieser Schritt lässt sich auch beim Lesen der Zeitschrift (ohne Computer oder Internet) einfügen. (Weitere Ideen für diesen Schritt folgen am Ende dieses Artikels.) Ich lese die neun Absätze zunächst suchend. Dabei suche ich nach den passenden Überschriften für die Absätze. Beim suchenden Lesen interessiere ich mich noch nicht für den ganzen Text, sondern suche bestimmte Informationen. Das suchende Lesen ist eine Kombination aus orientierendem und kursorischem Lesen. So vermeide ich den Anspruch, alles ganz genau verstehen zu wollen und habe beim „ungenauen“ Lesen dennoch Ziele und damit Erfolgserlebnisse.

 

 

 

 

Vollständiges (totales) Lesen

Jetzt (nachdem ich den Text schon fast kenne) sollte ich bereit für die vollständige Lektüre sein. Ich lese den Text nun so, wie ich Artikel in meiner Muttersprache lesen würde. Da ich den Artikel aber schon dreimal überflogen und die Absätze inhaltlich erfasst habe, fällt mir das Lesen nun deutlich leichter. Unbekannte Wörter kann ich aus dem Zusammenhang erschließen oder erfolgreich ignorieren. Und ich halte bis zum Artikelende durch!

Für Fleißige: Wenn ich im Text Redewendungen finde, die praktisch sind oder ich über das Thema selbst oft spreche, gehe ich noch einen Schritt weiter. Wie beim erarbeitenden Lesen schaue ich mir die Sprache, die Wörter und grammatischen Strukturen, die ich noch nicht kenne oder verstehe und lernen möchte, genauer an.

Hier sind weitere Methoden für den Zwischenschritt suchendes Lesen. Dabei sind eventuell Internet oder ein Textverarbeitungsprogramm notwendig.

  • Absätze sortieren: Text in Textverarbeitungsprogramm kopieren und Absätze vertauschen – Man muss vom Inhalt aus auf die richtige Reihenfolge schließen und es begründen können
  • Absätze finden: Text in Textverarbeitungsprogramm kopieren und Absätze löschen – man muss thematische Absätze finden (dabei gibt es möglicherweise mehrere Lösungen)
  • Fragen an den Text stellen: Frage nach Eigenschaften, Beschaffenheit, Zweck, Wirkung, Folge (Wie ist der Film aufgebaut? Welche Eigenschaften hat die Hauptfigur?) oder Interpretationen (Für mein Beispiel: Empfiehlt die Rezensentin den Film? Warum?)

Die Idee hier ist wirklich ganz simpel, denn ich wende einfach Methoden für das Lesen im Fremdsprachenunterricht bei der alltäglichen Zeitungslektüre an. So lerne ich mich unabhängig vom Unterricht erfolgreich in meiner neuen Lieblingssprache zu bewegen. Eben ganz wie die Italiener. Welche Tipps und Tricks habt Ihr für die Lektüre in Eurer gerade favorisierten Fremdsprache?

 

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Kategorien Italienisch lernen

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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