Ein heißer, wolkenloser Tag. Vom Fahrerfeld löst sich schnell eine Gruppe Ausreißer, die den Etappensieg unter sich entscheiden wird. Mit dabei ist zunächst auch ein Fahrer des einzigen Teams mit deutscher Lizenz. Währenddessen radle ich zur Piazza Cavour in Intra. Von dort aus geht es gegen drei für die Fahrer am Seeufer entlang Richtung Cannero und dann über das Val Vigezzo zurück nach Intra und wieder die Uferstraße entlang diesmal bis zum Ziel in Pallanza. Kurz nach meiner Ankunft geht die Aufregung los: Polizeimotorräder preschen zur Kontrolle der Strecke die Straße entlang, dann der Wagen mit der Botschaft auf die alle warten: inizio gara ciclistica – Beginn des Radrennens! Und dann geht es ganz schnell: die kleine Ausreißergruppe prescht vorbei.
Nach einer achtminütigen Pause, die bei meiner Aufregung ewig zu dauern scheint, kommt das Hauptfeld an.
Dabei ist auch der Träger des rosa Trikots mit seinen Teamkollegen. Alles in allem konzentrierte und angespannte Gesichter. Die größten Steigungen dieser Etappe liegen noch vor ihnen.
Zur Rückkehr der Fahrer eine Stunde später stelle ich mich ans Ende einer Steigung auf eine Brücke.
Mit großem Vorsprung kämpft sich der Etappensieger Philippe Gilbert über die letzten Kilometer.
Dann folgen die Führenden aus der Ausreißergruppe, die die Plätze der Etappe unter sich ausmachen.
Der Führende der Gesamtwertung im Rosa Trikot kann auch während dieser Etappe Zeit vor seinen Verfolgern gut machen. Ich frage mich ob er mit oder ohne fährt? Wenn ohne, warum dann erfolgreich erst jetzt ohne? Wenn mit, ob es dann nicht eine separate Gruppe für Arzneinutzer angebracht wäre.
Im Hauptfeld dominieren Kampfgeist und Anstrengung. Und mit Sicherheit schon Gedanken an die am nächsten Tag folgende Hochgebirgsetappe nach Cervinia.
Unschlagbar ist sie, die Spannung an der Strecke. Und der Radsport hat mich als Fan gewonnen, die auf jeden Fall das frische, ehrgeizige und skandalfreie Team mit deutscher Lizenz verfolgen wird.