Stresa – Ich genieße also bin ich! Die hohe Dichte an Grandhotels, Flaneure aus allen Ländern Europas, schicke Villen und die Seepromenade mit Blick auf die Borromäischen Inseln – die Anwesenheit des Besonderen in Stresa entgeht auch dem flüchtigen Blick nicht. Ob ich mit dem Boot auf die Inseln übersetze, die Seilbahn auf den Mottarone nehme, um den Seeblick von oben zu genießen oder die Reste der Ruinen der Burg aus dem 14. Jahrhundert im Garten der Villa Pallavicino suche – das alles brauche ich auch nicht zu tun. Für das Genießen genügt es, einfach nur da zu sein und zu schauen. Stresa ist der Ort, an dem es reicht, die Augen wandern zu lassen, weil sie See, Berge und Inseln finden, die sich unter dem Wandel des Himmels stets schön und erfrischt darbieten, ohne den Blick zu ermüden.
Lago Maggiore – Exotik in der Nähe
Vielleicht widerspricht es dem heutigen Verständnis vom Reisen, das ausgefallene Aktivitäten beinhalten oder uns an exotische Orte führen muss. Stresa am Lago Maggiore hat nichts davon. Nichts Exotisches. Nichts Unentdecktes, denn schon für unsere Eltern und Großeltern war der zweitgrößte italienische See das Paradies. Ein Paradies in der Nähe. Der See war schnell mit dem Auto zu erreichen und trotzdem fremdartig schön, eingeschlossen zwischen hohen Bergen. Es ist ein Ort, der ganz ohne Aktionismus auskommt – ein Ort, an dem ich sein kann, ohne aktiv sein zu müssen.
Hinzu kommt in Stresa eine Patina aus Architektur und Gärten gewordener Erinnerung, jahrhundertelang gelebter, unverblassbarer Glamour. Auf den Borromäischen Inseln wurden schon im 15. Jahrhundert rauschende Feste veranstaltet.
Am Anfang des Tourismus
Dem Charme von Stresa, das im Jahr 998 Strixia hieß, erlagen schon früh adelige Patrizier und lombardische Unternehmer. Napoleons Straßenbau über den Simplonpass, der Simplontunnel und die Eisenbahnlinie ermöglichten einen frühen Tourismus, den sich vor allem Wohlhabende und Künstler der Belle Époque leisten konnten. Schriftsteller und Dichter wie Stendhal, Flaubert, Dumas und Lord Byron besuchten Stresa und die Borromäischen Inseln und schwärmten davon.
Die drei Borromäischen Inseln Isola Madre, Isola Belle und Isola Pescatori liegen wie Schatzkästchen im Borromäischen Golf und sind von Verbania Pallanza und Stresa aus mit dem Boot erreichbar. Die Borromäer und hier besonders Carlo III. errichteten auf den Inseln einen Barockpalast, exotische Gärten und ein Fischerdorf.
Grandhotels in Stresa
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschlossen die einfallsreichen Brüder Omarini, in Stresa ein Hotel zu errichten. Sie reisten durch Europas beste Häuser, um sich das Gasthandwerk abzuschauen. Zwischen 1859 und 1863 erbauten sie dann direkt am Seeufer das Grand Hotel Des Iles Borromées. In der Frühzeit des Tourismus, als es noch keine Qualitätskriterien für Hotels gab, bedeutete Grandhotel ein Haus mit gehobenem Komfort wie fließendes Wasser, Telefon und an europäischen Palästen orientierter Architektur.
Das Grand Hotel Des Iles Borromées verdankt seine Einzigartigkeit der literarischen Verewigung durch einen Besucher, der sich dort 1918 von seinen Kriegsverletzungen erholte und es nach seiner Rückkehr nach Stresa 1948 zu einem Schauplatz seines Romans „In einem anderen Land“ (eng. „A farewell to arms“) machte – Ernest Hemingway. In diesem Jahr feiert das Hotel den 150. Geburtstag seiner Eröffnung unter anderem mit einer interessanten Ausstellung zur bewegten Geschichte. (Ich danke dem aufmerksamen barrista des Grandhotel Des Iles Borromée für den Hinweis darauf.)
Monte Mottarone & Borromäische Inseln – Best of Stresa
Ob zu Fuß oder mit der Seilbahn, der Besuch auf dem Gipfel des Monte Mottarone (1.491 m) bietet (bei klarer Sicht) die beste Aussicht auf Seen (Orta, Maggiore, Mergozzo, Varese) und Gipfel (Monte Rosa, Monviso sowie Gipfel im Schweizer Wallis). Den Wanderer erwarten duftende Wiesen, alte Almen, Kastanien-, Buchen und Lärchenwälder und Restaurants auf dem Gipfel, den Skifreund im Winter 21 Pisten.
Die drei Borromäischen Inseln wurden von der Dynastie der Borromäer geprägt und bebaut. Im Barockpalast auf der Isola Bella sind originale Möbel, Gemälde und Fresken zu sehen. Alles ist umgeben von einem prächtigen, italienischen Garten mit fantasievoll gestalteten Terrassen und frei umherwandernden weißen Pfauen.
Auf der größten der Inseln, die Isola Madre, befindet sich ein wundervoller Renaissancepalast und einer der ältesten Gärten Italiens. Die kleinste Insel Isola dei Pescatori beeindruckt mit einem malerischen Dorf und einem Gewirr aus engen Gassen. Manche der Läden lohnen sich (alte Karten und Fotos) und die Restaurants bieten frische Fischgerichte an.
Stresa mit Kindern – Villa Pallavicino
Den eigenen Nachwuchs kann man mit einem Besuch im Park mit Zoo der Villa Pallavicino unterhalten. Von März bis Oktober können Kinder über 40 heimische und exotische Tierarten im Zoo bestaunen und die Eltern die Aussicht auf den See und den Schatten unter Magnolien genießen. Im Park lassen Restaurant, Bar und Spielplätze keine Wünsche offen.
Sport am Lago Maggiore
Wer länger am Lago Maggiore bleiben möchte, findet die besten Bedingungen für abwechslungsreiche sportliche Betätigungen:
- Sportklettern (Mottarone, Montorfano, Premia, Agaro)
- Canooing in den Ossolatälern
- Reiten im Vigezzo-Tal
- Gleitschirmfliegen
- Golf (Brovello Carpugnigno, Gignese, Premeno, Verbania)
Für das Schwimmen im See empfiehlt sich der Mergozzo-See, einer der saubersten Seen Italiens, da auf ihm keine Motorboote zugelassen sind. Genauere Informationen zu allen Aktivitäten hat der Sportreiseführer Distretto dei laghi (kostenloses E-Book).
Für noch unbeantwortete Fragen gibt es das Kommentarfeld und das Portal Lago Maggiore!
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