Blick auf Turin und Alpen

Turin Kalender 2015

Turin, die Hauptstadt der Region Piemont, gilt als schönste der wenig beachteten Städte Italiens oder die am wenigsten beachtete der schönsten Städte. Als Fiat-Stadt Inbegriff der Automobilproduktion hat sich Turin nach deren Umzug neu erfunden und steht heute für Forschung, Design und Eataly. Die barocken Paläste der Savoyer, seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe, und die 18 Kilometer langen Arkaden im Stadtzentrum machen Turin für mich zur elegantesten Stadt Italiens. Welche Gründe gibt es in diesem Jahr noch, Turin zu besuchen? Ein Stadtkalender und jahreszeitliches Porträt.

Im Winter in Turin

Ab November, sobald es kalt wird, verwandelt sich Turin in eine Freiluftausstellung zeitgenössischer Kunst: Das Lichterfestival Luci d’artista (Lichter des Künstlers) setzt Gebäude und Plätze bis Mitte Januar leuchtend in Szene. Die Galerien der Stadt komplettieren dieses Erlebnis mit mannigfaltigen Ausstellungen. Die Kunstschau Artissima zieht Kunsthändler aus ganz Europa an.

Luci d'artista

Der schönste Weihnachtsmarkt Turins entsteht jährlich im Dezember auf der Piazza Borgo Dora aus zahlreichen Chalets mit regionalen Köstlichkeiten. Die Turiner Konditoren und Praliniers kreieren seit über 400 Jahren Unwiderstehliches aus Schokolade. Der weltweit bekannte Schokoaufstrich entstand im Piemont nicht aus dem Nichts!

Zu den XX. Olympischen Winterspielen 2006 wurden die Orte im nahe gelegenen Val Susa Sestriere, Bardonecchia, Pragelato, Sauze d’Oulx und Cesana zu modernen Wintersportorten modernisiert und firmieren heute als das Skigebiet Via Lattea. Sestriere, der mit 2.035 m höchstgelegene Ort Italiens, ist wie Turin selbst eng mit dem Namen des Fiatgründers Agnelli verbunden, der dort die ersten Seilbahnen und Hotels errichten ließ.

Und wo finde ich Autos heute in Turin? Im Februar lockt die Automotoretrò Oldtimerfans in die umgebaute Turiner Fiatfabrik Lingotto.

Einer meiner Lieblingsorte in Turin ist das Ägyptische Museum (Museo Egizio), nach dem Kairoer Museum die zweitgrößte Ägyptische Sammlung weltweit. Seine Modernisierung dauert noch bis Anfang 2015 an. Trotzdem ist das Museum geöffnet und bietet Besuchern im Januar zahlreiche Veranstaltungen.

Im Frühling in Turin

Turins spezielle Beziehung zum Kino hat im Nationalen Kinomuseum (Museo Nazionale del Cinema) einen exzellenten Ort gefunden. Es ist im weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt untergebracht, der exzentrischen Mole Antonelliana. Es war im 19. Jahrhundert vom Visionär Alessandro Antonelli ursprünglich als neue Synagoge konzipiert worden, ohne je als solche genutzt worden zu sein. Der Schweizer Architekt François Confino schuf hier im Jahr 2000 eine multimediale und interaktive Reise durch die Entstehung eines Films, Platz für Filmsets, Technik aus der Frühzeit des Kinos und zahlreiche Reminiszenzen an berühmte Filme. Die Turmspitze ist mit einem Fahrstuhl erreichbar und bietet einen fantastischen Blick über die Stadt.

Sobald die Abendsonne wärmt, lässt sich die Turiner Aperitif-Tradition in einem der Cafés entlang des Po genießen und sich darüber freuen, dass der Sommer bevorsteht. Die Tradition des Aperitifs, des geselligen Imbiss vor dem Essen, soll 1786 hier entstanden sein.

Vom 14. bis 18. Mai 2015 findet die 28. Internationale Buchmesse (Salone Internazionale del Libro) in Turins Lingotto statt. Gastland 2015 ist Deutschland. Die Teilnahme der Schriftsteller Daniel Kehlmann, Ingo Schulze und Katja Petrovskaja, des Philosophen Peter Sloterdijk sowie des großen, deutschen Ägyptologen Jan Assmann steht bereits fest.

Im Sommer in Turin

Der Frühsommer mit warmen aber nicht zu heißen Tagen ist die beste Zeit, die Schlösser der Savoyer, UNESCO-Weltkulturerbe seit 1997, zu besichtigen. Im Jahr 1562 verlegte der Fürst von Savoyen Emmanuel-Philibert seine Residenz nach Turin und verlieh der Stadt damit eine ganz neue Rolle. Der eher am Rande der Entwicklungen der Renaissance gelegene, mittelalterliche Ort erhielt nun monumentale Bauwerke, die dem Staatsverständnis einer absoluten Monarchie Ausdruck verliehen. Eine europäische Hauptstadt war geschaffen.

Nicholino Jadgschloss Stupinigi
Nicholino Jadgschloss Stupinigi

Der Juli steht auch in Turin im Zeichen der Musik auf Open Air Festivals. Das Festival für alle Traffic (freier Eintritt) bietet neben europäische Musikikonen (2015 die Pet Shop Boys) italienische Acts mitten auf der barocken Piazza San Carlo, im Herzen von Turin.

Im Val di Susa in der Nähe Turins lassen sich herrliche Wanderungen unternehmen. Etwa 80 km (Turin bis nach Ceresole Reale) und 2 Stunden Fahrtzeit entfernt liegt der älteste Nationalpark Italiens Gran Paradiso (Parco Nazionale di Gran Paradiso) mit dem gleichnamigen Gipfel von 4.061 m, dem höchsten Gipfel der Grajischen Alpen. Der Park wurde 1856 aus einem ehemaligen Jagdrevier zum Schutz des Alpensteinbocks gegründet.

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Im Herbst in Turin

Zur Erntezeit im Herbst dreht sich im Piemont fast alles um den Wein und das Essen. Da ist Mitte September zunächst die Weinlese Vendemmia im Hügelland der Langhe und Roero 75 km südlich von Turin, den im Jahr 2014 frisch gekürte Weltkulturerbestätten.

In Brà, der Heimat der Bewegung Slow Food, ist dem Käse die alle ungeraden Jahre stattfindende Show Cheese 2015 gewidmet, die sich der Authentizität und dem Variantenreichtum des Käses verschrieben hat. Dringende Empfehlung: Überbordwerfen jeglicher Diätabsichten und auf nach Brà (eine Stunde von Turin entfernt).

Im Oktober und November wird die Stadt Alba zum Epizentrum für Feinschmecker. Feine Nasen können sich dann dem Lockruf der Trüffel nicht entziehen.

Der November während des Turiner Filmfestivals steht in Turin wieder im Zeichen des Kinos. Mit den großen Geschwistern in Venedig und Rom ist das Turiner Filmfest gerade nicht zu vergleichen, aber als idealer Ort für Erstlingswerke und das unabhängige Kino ist es eine interessante Ergänzung.

Literaturtipps

Turin Reiseführer *)

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Kategorien Piemont Reisen Städtereise

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Stefanie lebt mit italienischer Familie am Lago Maggiore, im Norden des Piemont. Einen Ort entdecken heißt alle Sinne nutzen – sehen, hören, zuhören, berühren, schmecken. Die Sprache sprechen kann Wunder bewirken oder ein Tanz zu lokaler Musik!

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